Ketose oder Trächtigkeitstoxikose ist eine Stoffwechselerkrankung, die bei Milchkühen in den ersten Wochen der Laktation häufig subklinisch auftritt. Die Erkrankung entsteht infolge einer negativen Energiebilanz, verursacht durch eine zu geringe Futteraufnahme bei gleichzeitig hoher Milchleistung. Direkt nach dem Abkalben ist die Kuh nicht in der Lage, ausreichend Futter aufzunehmen, um den Energiebedarf vollständig zu decken. Infolgedessen beginnt sie, ihre eigenen Körperreserven abzubauen.
Symptome und Ursachen der Ketose (Trächtigkeitstoxikose)
Bei klinischer Ketose treten Symptome wie verminderte Milchleistung, niedrigerer Milchfettgehalt, Gewichtsverlust, harte, trockene Kotkonsistenz und gelegentlich sogar Verhaltensauffälligkeiten auf.
Subklinische Ketose zeigt keine direkten Symptome, wirkt sich jedoch negativ auf die Gesundheit der Herde, insbesondere auf die Fruchtbarkeit und Milchproduktion, aus.
Die Hauptursache der Ketose kurz nach dem Kalben ist die negative Energiebilanz (NEB). Ein gut abgestimmtes Fütterungsmanagement während der Trockenstehzeit ist entscheidend, um die Kuh optimal zu unterstützen. Dadurch bleibt nicht nur die Körperkondition stabiler, sondern auch Milchleistung und Fruchtbarkeit werden gefördert.
Vorsicht: Eine zu hohe Körperkondition (Verfettung) in der Trockenstehzeit erhöht ebenfalls das Risiko für Ketose. Eine kontinuierliche Überwachung der Körperkondition ist daher unerlässlich.
Vorbeugende Maßnahmen gegen Ketose (Trächtigkeitstoxikose)
Eine negative Energiebilanz vollständig zu verhindern ist kaum möglich, aber folgende Maßnahmen helfen, das Risiko für Ketose deutlich zu senken:
- Körperkondition: Achte auf eine stabile Körperkondition – weder zu mager noch zu fett, insbesondere in der Trockenstehzeit.
- Energiegehalt im Trockensteher-Futter: In der far-off-Phase nicht zu energiereich füttern, da dies die Futteraufnahme in der close-up-Phase und nach dem Kalben verringern kann.
- Stärkegehalt: Die Ration für frisch abgekalbte Kühe sollte ausreichend (geschützte) Stärke enthalten, um Glukosemangel zu vermeiden und die Milchproduktion zu unterstützen.
- Cholin-Zusatz: Cholin (Vitamin B4) hilft, die negative Energiebilanz zu kontrollieren, unterstützt die Leber bei der Reduktion von Leberverfettung und senkt die Ketonkörperproduktion.
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Neben der Futteroptimierung müssen auch Management und Haltungsbedingungen stimmen, um Ketose effektiv vorzubeugen.
Krankheitsverlauf der Ketose
Die subklinische Ketose ist die häufigste Form – und gerade deshalb schwer zu erkennen. Sie verursacht oft Folgeerkrankungen wie Fruchtbarkeitsprobleme, verringerte Milchleistung oder Labmagenverlagerungen, deren Ursache nicht immer sofort erkannt wird.
NEFA-Umwandlung
Laktierende Kühe benötigen viel Glukose zur Bildung von Laktose für die Milchproduktion.
Bei einer negativen Energiebilanz nimmt die Kuh nicht genug Glukose über das Futter auf. Sie beginnt daher, eigene Körperfettreserven abzubauen. Das Körperfett wird zu nicht veresterten Fettsäuren (NEFAs) abgebaut, die in der Leber weiterverwertet werden.
Es gibt verschiedene Wege, wie NEFAs verarbeitet werden können:
- Komplette Oxidation: NEFAs werden vollständig zu Energie umgewandelt – jedoch ist diese Kapazität begrenzt.
- Teilweise Oxidation: Ein Teil der NEFAs wird nur unvollständig oxidiert und es entstehen Ketonkörper – ein ineffizienter und gefährlicher Prozess.
Ein kleiner Teil dieser Ketonkörper kann wieder zur Energiegewinnung genutzt werden, der Rest gelangt in den Blutkreislauf und wirkt dort toxisch.
Diese Anreicherung kann zu Appetitverlust, verstärkter Fettmobilisierung und letztlich zu einem Teufelskreis führen:
Je weniger die Kuh frisst, desto stärker wird die NEB – und desto mehr Ketonkörper entstehen.
Leberverfettung
Ein weiterer Teil der NEFAs wird zu Triglyzeriden verestert. Diese können teilweise in VLDLs (Very Low Density Lipoproteins) umgewandelt werden – wichtige Bausteine für Milchfett.
Doch die Fähigkeit der Leber, VLDLs zu produzieren, ist begrenzt. Der nicht verwertete Teil der Triglyzeride wird in der Leber eingelagert – es entsteht Leberverfettung.
Eine verfettete Leber:
- filtert das Blut schlechter
- schwächt das Immunsystem
- produziert vermehrt Ketonkörper
Auch dies verstärkt den Teufelskreis der Ketose.
Behandlung von Ketose
Ketose bzw. Trächtigkeitstoxikose ist also eine Stoffwechselstörung bei frisch abgekalbten Kühen mit negativen Auswirkungen auf:
- Milchproduktion
- Fruchtbarkeit
- Lebergesundheit
Frühes Eingreifen ist entscheidend, um die Erkrankung unter Kontrolle zu halten.
Diagnose
Für eine Behandlung ist zunächst eine zuverlässige Diagnose notwendig. Achte auf typische Symptome:
- Starker Gewichts-/Konditionsverlust
- Träge oder apathische Tiere
- Keine/kaum Brunstanzeichen
- Rückgang der Milchleistung
- Glanzloses Fell
- Appetitmangel
- „Stinkender“ Atem/Urin (typischer Acetongeruch durch Ketone)
Bei Verdacht sollte ein Keton-Test im Blut oder in der Milch durchgeführt werden. Subklinische Ketose ist schwer zu erkennen – daher ist eine gute Tierbeobachtung und regelmäßiges Monitoring unerlässlich.
Therapie
In akuten Fällen klinischer Ketose ist schnelles Handeln wichtig.
Gängige Behandlungen sind:
- Glukoseinfusionen, um den weiteren Abbau von Körperfett zu stoppen
- Orale Gabe von Propylenglykol, das rasch in Glukose umgewandelt wird
Risikofaktoren für Ketose
Auch bei subklinischer Ketose ist es wichtig, alle Risikofaktoren zu minimieren, nicht nur bei Trockenstehern oder Frischlaktierenden, sondern während der gesamten Laktation.
Mögliche Risikofaktoren:
- Zu schnelle Futterwechsel
- Stoffwechselstörungen rund ums Kalben (z. B. Mastitis, Gebärmutterentzündung)
- Zu wenig (frisches) Futter je Tier verfügbar
- Unzureichende Anzahl an Fressplätzen
- Schwankungen in der Körperkondition
- Sozialer Stress
- Suboptimale Stallklimabedingungen
Diese Faktoren führen dazu, dass frischlaktierende Kühe weniger fressen, was die NEB verschärft und das Ketoserisiko erhöht.
➡️ Es ist daher entscheidend, dass Kühe direkt nach dem Kalben weiter gut fressen. Das Futter muss – egal wie – so attraktiv wie möglich gemacht werden.
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