Diarrhoe bei Kälbern ist ein lästiges Problem, mit dem jeder Milchviehhalter schon einmal zu tun haben kann. Kalbendiarrhoe gehört zu den häufigsten Krankheiten bei Kälbern in den ersten Lebenswochen. Es gibt verschiedene Formen der Diarrhoe, manche verursacht durch Infektionen. Nichtsdestotrotz kann Kalbendiarrhoe schnell zu Wachstumsrückständen führen und im schlimmsten Fall sogar zum Kalbesterben.
Ursachen der Kalbendiarrhoe
Diarrhoe bei Kälbern kann mehrere Ursachen haben. Sie kann infectiös sein durch Viren oder Bakterien oder nicht infektiös, meist durch falsche Ernährung oder Haltungsbedingungen. Beide Formen stören den Verdauungstrakt des Kalbes. Dadurch gerät das Gleichgewicht der Flüssigkeiten im Darm durcheinander und es entsteht Diarrhoe. Häufig treten zudem Symptome wie Lustlosigkeit, verminderter Appetit und Anzeichen von Austrocknung auf.
Infektiös
Infektionen, die Diarrhoe bei Kälbern auslösen, werden oft von Bakterien, Viren oder Protozoen verursacht. Die häufigsten infektiösen Ursachen sind:
- Rota‑ und Coronavirus
Eigentlich sind dies zwei unterschiedliche Viren, aber bei Kälbern von 4 Tagen bis zu einigen Wochen Alter treten sie oft gemeinsam auf. Das Virus verursacht Infektionen und Schädigungen der Dünndarmschleimhaut und ist hoch ansteckend. Die Krankheit zeigt sich oft plötzlich und führt zu schlappen Kälbern mit gelber, wasserdünner Diarrhoe und leichtem Fieber. - Clostridium perfringens
Dieses Bakterium ist natürlicherweise im Darm gesunder Kälber vorhanden. Durch eine Störung im Darm kann das Gleichgewicht der Darmflora gestört werden, so dass sich Clostridium rasch vermehren kann. Die Symptome sind Kälber, die plötzlich das Trinken einstellen, blass wirken, eingefallene Augen haben und unter Durchfall leiden. Dies verläuft sehr schnell und endet oft tödlich für das Kalb. Auffällig ist, dass es vor allem bei gut trinkenden/essenden Kälbern im Alter von 8‑16 Wochen vorkommt. - E. coli
Krankheitserregende E. coli‑Bakterien heften sich an die Darmwand und verursachen Schädigungen, die zu wässriger Diarrhoe führen. Eine E. coli‑Infektion kann bereits ab dem ersten Lebenstag bis ins Alter von 1‑2 Wochen Durchfall auslösen. - Kokzidiose
Kokzidiose ist eine Darmkrankheit, verursacht durch einzellige Parasiten, die meist etwa 3 Wochen nach der Geburt auftreten. Kälber gelangen mit Eiern über Futter oder Wasser in Kontakt. Die Eier vermehren sich im Darm und schädigen die Darmwand. - Cryptosporidium parvum
Auch dieser einzellige Parasit verursacht Diarrhoe bei Kälbern im Alter zwischen 5 und 21 Tagen. Infizierte Kälber werden nicht immer krank, können aber Parasiten ausscheiden und andere Kälber anstecken. Häufig kommt es zu Lustlosigkeit und gelb‑grüner Diarrhoe.
Nicht‑infektiös
Hier spielen vor allem künstliche Milch oder Fehler in der Milchfütterung eine Rolle. Diese Form wird oft als Ernährungsdiarrhoe bezeichnet. Ursachen sind: zu fettreiche Milch, schlecht zubereitete Milch (z. B. falsche Temperatur, unterschiedliche Konzentrationen), zu viel Milch in einer Fütterung, oder zu schnelle Änderungen beim Futter. Auch die Trinkhaltung des Kalbes ist bedeutsam. Bei natürlicher Trinkhaltung hat das Kalb den Kopf leicht nach oben geneigt, wodurch die Milch von der Speiseröhre direkt in den Pansen gelangt.
Test auf Infektionen
Die allererste Maßnahme sollte sein, die Ursache der Diarrhoe herauszufinden. Ist sie infektiös? Falls ja, durch welchen Erreger? Ein hilfreiches Werkzeug ist ein Diarrhoe‑Test. Anhand der Ergebnisse kann man gezielter handeln und ggf. einen Tierarzt einschalten. Solch ein Test kann sowohl vom Tierarzt als auch vom Jungviehspezialisten durchgeführt werden. Der Kot kann mittels Schnelltest auf Cryptosporidium parvum, Rota‑ und Coronavirus und E. coli untersucht werden.
Gutes Kolostrum‑Management
Da Kalbendiarrhoe meist in den ersten Lebenswochen auftritt, sind Qualität und Quantität des Festfutters zunächst nicht entscheidend. Umso wichtiger sind gutes Kolostrummanagement und die künstliche Milch, um Diarrhoe bei Kälbern vorzubeugen oder zu mildern. Qualitativ gutes Erstkolostrum ist entscheidend für einen guten Start des Kalbes und sorgt für eine solide Immunisierungsbasis.
Die 4 Kolostrum‑V’s: schnell, häufig, viel und frisch
Die richtige Aufzucht beginnt mit der idealen Kolostrumversorgung. Die vier V’s lauten: schnell, häufig, viel und frisch. Wichtig ist Hygiene und dass das Kalb so schnell wie möglich Kolostrum erhält, möglichst mehr als 2 Liter innerhalb der ersten 2 Stunden nach der Geburt. Je schneller das Kalb Kolostrum bekommt, desto früher nimmt es Antikörper der Kuh auf und kann sich besser gegen unerwünschte Krankheitserreger schützen. Kälber werden ohne Antikörper geboren und benötigen einige Wochen, um ihr Immunsystem aufzubauen.
Kolostrum enthält hochwertige Nährstoffe wie Energie, Proteine, Vitamine und Mineralien. Außerdem enthält es hohe Konzentrationen mütterlicher Antikörper, auch Immunoglobuline genannt – das wichtigste ist IgG (Immunoglobulin G). Die Aufnahme dieser Antikörper über den Darm ist nur in den ersten 24 Stunden nach Geburt möglich, daher sollte Kolostrum so schnell wie möglich verabreicht werden.
Die Grundlage für eine gute Kolostrumproduktion beginnt bereits mit einer guten Trockenstehzeit der Kuh. Das Trockenstehfutter muss ausreichend Nährstoffe und Vitamine enthalten, um eine gute Kolostrumproduktion anzuregen. Wichtig ist, dass das Futter in der Trockenstehzeit nicht zu energiereich ist, damit das Kolostrum nicht übermäßig produziert und dadurch verdünnt wird. Zudem kann die Kuh zusätzlich geimpft werden, sodass sie spezifische Antikörper bildet, die über das Kolostrum an ihr Kalb weitergegeben werden.
Behandlung
Die erste Behandlung zielt darauf ab, den Darm möglichst schnell zu beruhigen und die Diarrhoe zu stoppen, und das Kalb wieder gesund zu machen. Wenn es sich um infektiöse Diarrhoe handelt, ist es essenziell, die Ausbreitung zu limitierten. Sobald bei einem Kalb Diarrhoe festgestellt wird, ist sofortiges Handeln entscheidend.
Bei der Behandlung:
- Egal ob infektiös oder nicht, es muss zügig gehandelt werden.
- Kälber verlieren durch Durchfall viel Flüssigkeit und Mineralien – diese müssen schnell ersetzt werden.
- Manchmal ist die Zugabe einer Elektrolyt‑Mischung zum Trinkwasser erforderlich.
- Wichtig ist, dass das Kalb weiterhin Milch trinkt, damit genügend Nährstoffe und Energie aufgenommen werden.
- Bei langanhaltender Diarrhoe oder bei einer infektiösen Ursache kann eine antibiotische Behandlung notwendig sein.
Zusätzlich muss verhindert werden, dass sich andere Kälber anstecken. Kälber mit Diarrhoe sollten separiert untergebracht werden, in einer sauberen, hygienischen Box, getrennt von gesunden Kälbern und älteren Tieren. Beim Füttern und Behandeln ist die Reihenfolge wichtig: von alt nach jung und von gesunden zu kranken Tieren.
Präventive Maßnahmen
Natürlich möchte man Diarrhoe bei Kälbern möglichst vermeiden, und das beginnt bereits rund um die Geburt. Es ist wichtig, dass das Kalb in einer sauberen Umgebung zur Welt kommt und der Kontakt mit Kuhmist soweit wie möglich minimiert wird. Sorge für einen sauberen Abkalbebox mit ausreichend sauberem Einstreu und arbeite stets hygienisch.
Weitere Maßnahmen, die besonders das Management und die Haltung in der Kälberaufzucht betreffen:
- Unterkunft: Sorge für eine saubere und trockene Umgebung. Halte die Kälber in den ersten 2‑3 Wochen in Einzelboxen oder Iglus. Danach können Kälber in Strohhütten zusammen untergebracht werden. Nachdem ein Kalb eine Box verlassen hat, sollte die Einzelbox gründlich gereinigt und desinfiziert werden, bevor ein neues Kalb einzieht, um eine mögliche Kontamination zu vermeiden.
- Wasserversorgung: Wasser muss immer frisch und von guter Qualität sein. Der Pansen junger Kälber ist noch nicht voll entwickelt, daher sind sie weniger in der Lage, schädliche Substanzen und Bakterien abzubauen. Wasser kann also auch eine Quelle für Bakterien sein, die Durchfall verursachen können.
- Management: Arbeite pro Kalb mit einem eigenen Eimer, der nach jeder Fütterung gereinigt wird, und arbeite immer von alt nach jung, um eine Kontamination zu vermeiden. Außerdem wird empfohlen, das All‑in‑All‑out‑Prinzip anzuwenden und Kälber gleichaltriger Gruppen gemeinsam zu halten. All‑in‑All‑out bedeutet, dass Kälber in festen Alterskategorien eingeteilt sind und gleichzeitig umziehen, sodass keine neuen Tiere dazukommen.
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