Um Ihre Viehherde optimal zu nutzen und hohe Milchleistungen mit langer Lebensdauer zu erzielen, ist ein hohes Wachstum im Jungtieralter wichtig. Dabei ist ein Abkalbealter von 24 Monaten aus wirtschaftlicher Sicht am vorteilhaftesten. Durch ein niedriges Abkalbealter sinkt die Austauschrate Ihrer Herde, was kostensparend ist. Die Grundlage dafür wird bereits in der Jungtieraufzucht gelegt. Das Hauptziel der Jungtieraufzucht ist es, das Wachstum und die Gesundheit der Färsenkälber zu optimieren, sodass sie eine lange Lebensdauer mit guter Milchleistung erreichen.
Kälberaufzucht
Für einen guten Start Ihrer Kälber ist die Aufnahme von (Kunst-)Milch in den ersten Lebenswochen entscheidend. Kunstmilch unterstützt das Wachstum des Kalbes und in Kombination mit Raufutter und Kraftfutter wird der Pansen gut entwickelt. Je besser der Pansen bereits entwickelt ist, desto besser wird das Kalb nach dem Absetzen weiter fressen und wachsen.
Um das Wachstumspotenzial bereits vor dem Absetzen optimal auszuschöpfen, hat sich in den letzten Jahren ein neuer Trend in der Kälberaufzucht entwickelt, nämlich intensive Fütterungspläne für Kälber. Durch die Verabreichung größerer Mengen und konzentrierterer Kunstmilch wird das Wachstum gesteigert, was zu einem früheren Abkalbealter und auch zu einer höheren Milchleistung in der ersten Laktation führt.
Die ersten 3 Tage kann Kolostrum oder Kuhmilch gegeben werden, danach wird die Kunstmilch als Futter für Ihr Jungvieh zubereitet. Milchpulver hat ein besseres Fett- und Eiweißverhältnis als Kuhmilch. Kuhmilch enthält oft hohe Fettanteile, die das Kalb zu wenig verwerten kann. Durch diese hohen Fettgehalte kann es schon frühzeitig zu einer Verfettung des Eutergewebes kommen, was unerwünscht ist. Künstliche Milch mit hohem Eiweißgehalt (für eine gute Fleischentwicklung) und niedrigem Fettgehalt ist besser auf den Bedarf des Kalbes abgestimmt.
Beim Einsatz von intensiven Fütterungsplänen mit Kunstmilch ist es wichtig, das natürliche Verhalten der Kälber zu beachten. In der Natur nehmen Kälber auch viel Milch auf, jedoch aufgeteilt auf 8 bis 12 Portionen am Tag. Daher ist es besser, die Kunstmilch in mindestens 3 Portionen täglich (besser mehr) zu geben. Wenn ein Kalb zu viel Milch auf einmal bekommt, kann die Milch in den Pansen überlaufen, was Durchfall verursacht. Die positiven Effekte der intensiven Aufzucht zeigen sich erst bei gutem Management.
Die Bedeutung von Festfutter
In den Niederlanden liegt das durchschnittliche Absetzalter bei 2 Monaten. In diesen ersten zwei Monaten erhalten Kälber (Kunst-)Milch nach Plan. Zusätzlich werden Kraft- und Raufutter angeboten, nicht nur um das Kalb daran zu gewöhnen, sondern auch für eine bessere Pansenentwicklung.
Ausreichend Energie und Eiweiß notwendig
Zum Zeitpunkt des Absetzens wird eine Kraftfutteraufnahme von 1,5 bis 2 kg angestrebt und eine Verdopplung des Körpergewichts gegenüber dem Geburtsgewicht. Nach dem Absetzen ist eine Trockensubstanzaufnahme von durchschnittlich 2 bis 3 % des Körpergewichts wünschenswert. Je nach VEM-Gehalt pro kg Trockensubstanz steigt die Aufnahme von Raufutter und die von Kraftfutter sinkt. So wird bei besserer Raufutterqualität weniger Kraftfutter benötigt. VEM steht für „Futtermilcheinheit“ und ist ein Maß für den Energiegehalt von Futter oder Kunstmilch.
Neben VEM ist auch die Eiweiß- und Fettzufuhr wichtig. Besonders der Eiweißgehalt ist bei Jungvieh von großer Bedeutung, da das Wachstum pro Tag sehr hoch ist und viel Muskelmasse aufgebaut wird. Mehrere Studien haben gezeigt, dass der Rohproteinanteil (RE) bei Kälbern bis 2 Monate mindestens 18 % betragen sollte, um das Wachstum zu optimieren.
Um das maximale Wachstum der Kälber zu nutzen, wird ein intensives Futter mit durchschnittlich 18 % Eiweiß und mindestens 900 VEM pro kg Trockensubstanz empfohlen. Dabei ist die Bereitstellung von ausreichend Raufutter ebenfalls wichtig, um die Pansenentwicklung zu unterstützen.
Pansenentwicklung
Eine Kombination aus Kraftfutter- und Raufutteraufnahme ist entscheidend für ein gutes Wachstum und die Entwicklung des Pansens. Aus dem Kraftfutter werden im Pansen freie Fettsäuren gebildet, darunter Buttersäure. Buttersäure fördert die Entwicklung der Pansenwand, indem sie das Wachstum der Pansenpapillen anregt und dadurch die Absorptionsfläche vergrößert. Dies ist notwendig für die gute Aufnahme freier Fettsäuren, Wasser und Elektrolyte.
Raufutter besteht hauptsächlich aus Fasern, die die Muskelentwicklung der Pansenwand fördern. Eine gut entwickelte Pansenwand ist nötig, um den Panseninhalt gut zu durchmischen. Durch verschiedene Kontraktionen werden die Futterpartikel im Pansen bewegt und zerkleinert. Falls nötig, werden die Futterpartikel durch Kontraktionen vom Netzmagen zurück in die Speiseröhre gedrückt, um wiedergekaut zu werden.
Die gröberen Partikel des Raufutters fördern zudem die Wiederkauaktivität, was zu einer erhöhten Speichelproduktion führt. Die vermehrte Speichelproduktion wirkt als Puffer gegen Pansenazidose. Bei zu viel Kraftfutter besteht die Gefahr eines zu niedrigen pH-Werts im Pansen, besonders wenn die Pansenwand noch nicht ausreichend entwickelt ist.
Darüber hinaus ist die Bereitstellung von ausreichend Raufutter und Kraftfutter besonders wichtig bei intensiven Kunstmilchplänen. Aufgrund der großen Milchmengen sind die Kälber schneller satt und weniger geneigt, zusätzlich Festfutter aufzunehmen, was jedoch für die Pansenentwicklung entscheidend ist. Die Aufnahme von Festfutter kann durch die Bereitstellung von frischem und schmackhaftem Futter gefördert werden.
Verschiedene Aufzuchtphasen
Bei der Jungtieraufzucht steht oft die Phase vor dem Absetzen im Fokus, aber auch nach dem Absetzen ist die Betreuung der Färsenkälber wichtig. Die Entwicklung vom Kalb zur Färse lässt sich in mehrere Phasen unterteilen.
Geburt bis Absetzen
Direkt nach der Geburt ist Kolostrum die erste lebenswichtige Versorgung. Dabei gelten die 4 V’s: Schnell, Oft, Frisch und Viel. Wichtig ist hygienisches Arbeiten und möglichst innerhalb der ersten 2 Stunden nach der Geburt 2 Liter Kolostrum zu füttern. In den ersten 8 bis 9 Wochen nach der Geburt ist die Aufnahme von Kunstmilch entscheidend für einen guten Start. Kunstmilch unterstützt vor allem das Wachstum des Kalbes, aber auch die Gabe von Festfutter ist wichtig. Die Kombination aus Kraft- und Raufutter fördert die Pansenentwicklung. Je besser der Pansen entwickelt ist, desto besser wird das Kalb nach dem Absetzen fressen und wachsen.
Jugendwachstum
Zum Absetzen wird eine Kraftfutteraufnahme von 1,5 bis 2 kg und eine Verdopplung des Körpergewichts gegenüber dem Geburtsgewicht angestrebt. Nach dem Absetzen ist sogar ein noch höheres Wachstum möglich. In dieser Phase (2 bis 9 Monate) steht maximales Wachstum und optimale Pansenentwicklung im Vordergrund. Täglich können Wachstumsraten von 850 bis 1100 Gramm erreicht werden. Das Gesamtfutter sollte mindestens 950 VEM pro kg Trockensubstanz enthalten. Dieses Wachstum kann durch gute Qualität von Heu oder Grassilage und hochwertigem Kraftfutter erreicht werden. Ein zu unausgewogenes Verhältnis von Energie und Eiweiß in dieser Phase führt zu schlechter Entwicklung und erhöhtem Risiko einer Verfettung. Kälber mit stumpfem, rauem Fell haben oft eine zu geringe Eiweißversorgung.
Pubertät
Die Pubertät (9 bis 15 Monate) ist eine wichtige Phase in der Aufzucht. Hier ist eine maximale Entwicklung mit weniger Energie möglich. Neben Grassilage kann etwas Kraftfutter gegeben werden. Bei guter Grassilage ist zusätzliches Kraftfutter meist nicht nötig.
Ausreichend Vitamine und Mineralien sind wichtig. Zwischen 10 und 13 Monaten werden Färsen erstmals brunftig. Um ein Abkalbealter von 24 Monaten zu erreichen, sollte im Durchschnitt mit 15 Monaten besamt werden. In dieser Phase können spezielle Fruchtbarkeitsmineralien gefüttert werden. Diese enthalten zusätzliche Vitamine und Selen und fördern den Eisprung. Der hohe Gehalt an Vitamin A unterstützt die Funktion und Bildung der Gebärmutterschleimhaut.
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